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Ben Salomo über Antisemitismus

Am 13.06.2023 hielt Ben Salomo in der BBS-Brinkstraße einen Vortrag über Antisemitismus. Er ist selber in Israel geboren und kam in seiner Jugend mit seinen Eltern nach Deutschland. Hier lernte er Gedichte und später den Rap als ein Mittel zum Ausdruck von Gefühlen kennen. Über 20 Jahre war er in der Rap-Szene aktiv und moderierte das Youtube-Format „Rap am Mittwoch“. In seinen Texten geht er offensiv mit seiner jüdischen Identität um, da er selber Opfer von Antisemitismus wurde. Die International Holocaust Remembrance Alliance definiert Antisemitismus so: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“ Nachdem Salomo die Rap-Szene verlassen hat, sieht er es als seine Aufgabe, die Menschen für Antisemitismus zu sensibilisieren.

Ben Salomo hatte seine erste Begegnung mit Antisemitismus als er 11 Jahre alt war. Sein damaliger bester Freund hat ihm, nachdem er erfahren hat, dass Ben Jude ist, nach der Schule aufgelauert und ihn geschlagen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Ben in der Klasse beliebt und hatte keine Probleme mit den anderen Kindern. Nachdem bekannt geworden war, dass er Jude ist, kippte die Stimmung gegen ihn. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben und er sah sich Beleidigungen und Drohungen ausgesetzt. Die Lehrer unternahmen nichts.

Salomo verarbeitete seine Gefühle in der Rapmusik und startet 1998 mit dem Format „Rap am Mittwoch“ auf Youtube. Die Show, in der unbekannte Künstler eine Bühne bekamen um ihr Können zu zeigen, erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Allerdings merkte Salomo, dass sich auch in dieser Szene langsam der Antisemitismus ausbreitete. In einigen Kommentaren unter seinen Videos wurde ihm sogar selbst die Schuld am Antisemitismus gegeben. Nachdem er von anderen Rappern bedroht wurde, beendete er aus Protest „Rap am Mittwoch“.

Ben Salomo sieht das Problem darin, dass Kindern von den Eltern oder Großeltern eine bestimmte Wahrnehmung von Juden vermittelt wird, die auf Lügen und Gerüchten basiert. Er nennt ein Zitat von Adorno, „Antisemitismus ist das Gerücht über Juden“, und zeigt in einem Experiment, wie schnell sich diese Lügen verbreiten. Obwohl gerade mal 15 Zuhörer Juden kennen, haben mehr als 50 Prozent schon die Lügen über sie gehört, die Salomo dem Publikum nannte. Diese Lügen reichen von der Vergiftung von Wasser bis hin zur geheimen Weltherrschaft der Juden. Einer Studie zu Folge würden 26 Prozent der Weltbevölkerung diese Lügen glauben und seien antisemitistisch eingestellt. Dabei gibt es weltweit nur etwa 15 Millionen Juden, was nicht mal einem Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Salomo begründet diese geringe Zahl damit, dass sein Volk seit Jahrhunderten verfolgt und getötet wird.

Im letzten Teil seines Vortrags kommt Ben Salomo auf Antisemitismus in der deutschen Gangsta-Rap-Szene zu sprechen. Er zitiert einen bekannten Produzenten, der sagt, dass jemand der Jude ist, in der Szene direkt „unten durch“ sei. Ein anderer bekannter Produzent, der sich selbst „Der Königsmacher“ nennt, hat ein Tattoo des Hisbolla-Anführers auf dem Handrücken tätowiert. Die Hisbolla ist eine islamistische Terrororganisation, die in der Vergangenheit und auch heute viele Kontakte zur Neo-Nazi-Szene unterhält. Außerdem wurde in verschiedenen Szenen, die alle einen Hass auf Juden haben, ein Dresscode eingeführt. Es handelt sich dabei um ein weiß schwarzes Tuch, welches ursprünglich in Palästina als Schutz vor Sonne getragen wurde. Mittlerweile ist dieses Tuch aber zu einem politischen Symbol für Frauenfeindlichkeit, Judenhass und Gewaltbereitschaft geworden. Ben Salomo zeigt außerdem Beispiele, in denen bekannte Rapper dieses Tuch tragen, oder mit Waffen posieren und nennt dies „jihadistische Bildsprache“. In manchen Ländern werden diese Einstellungen den Kindern bereits im Kindergarten beigebracht. Salomo nennt abschließend noch eine Studie, nach der 56 Prozent der Rap-Hörer/innen frauenfeindlich und antisemitistisch eingestellt sind. Er

appelliert an das Publikum auf Antisemitismus, auch in versteckter Form, zu achten und sich von diesem zu distanzieren.

Ben Salomos Vortrag macht deutlich, wie groß das Problem des Antisemitismus ist und in welchen Bereichen des Lebens er bereits gelebt wird. Erschreckend ist, wie viele Gruppierungen diesen Hass teilen und welche Wege sie gefunden haben ihre Anschauungen offen oder auch versteckt weiter zu verbreiten. Dass die verschiedenen Gruppierungen in engem Kontakt stehen und auch zusammen arbeiten ist ein weiteres großes Problem, was anschaulich dargestellt wurde. Daher sollte man sich eingehend mit den Werken von solchen „Künstlern“ -die Kontakte in diese Kreise unterhalten- auseinandersetzen und entscheiden, ob man dies wirklich unterstützen will.

Bericht: Daniel Pohl (FSE21)

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